Eine zur Fluchtburg ausgebaute Balm

Nicht weit vom malerischen Dörfchen Naves (das unter der "Conseigneurie" von Ludwig XIII stand und darum immer mehrheitlich katholisch war) gibt es eine geradezu unglaubliche "Fluchtburg": Die Reformierten von Les Vans bauten offenbar bereits während der "Religionskriege" (also im 16. Jh.) eine Balm, die praktisch unzugänglich im Abhang über dem Tal liegt, zu einem befestigten Rückzugsort aus. Mit Karrengespannen (allerdings mindestens vierspännig, der Steigung und des schwierigen Weges halber) konnte man von Les Vans aus von Norden her bis auf etwa 600m an die Balm heranfahren. Über die letzte Wegstrecke freilich mussten Kalk und Wasser, Sand und Steine in Tragekörben auf Menschenrücken transportiert werden. Der ursprüngliche Eingang zu der troglodytischen Festung lag gut vier Meter über dem sehr abschüssigen Boden, sodass man einen Steigbaum oder eine Leiter brauchte - und unmittelbar neben dem Eingang befand sich eine Verteidigungseinrichtung, die es leicht machte, Angreifer abzuwehren. Wir wissen nicht, ob und wie oft die "umbaute Balm" (französisch heisst sie "La Baume bâtie") von Hugenotten benutzt worden ist. Dafür wissen heutige Fremdenführer bewegend von 9 Priestern zu berichten (die alle mit Namen und Herkunft bekannt sind), die im Jahr 1792 den Eid auf die neue Verfassung verweigert hatten und sich darum in der Balm versteckt hatten. Sie wurden gefunden, gefangen genommen und ohne Gerichtsverfahren in Les Vans öffentlich umgebracht...

Zudem gibt es rund vier Kilometer südöstlich von Les Vans eine sehr geräumige Hugenottenhöhle, in der nach der Widerrufung des Edikts von Nantes heimliche Gottesdienste mit teilweise mehr als 1000 Teilnehmern stattgefunden haben. Der Aufstieg ist selbst am hellichten Tag atemstockend - und tief eindrücklich ist die Sorgfalt, mit der damals der Weg im steilen Felsabhang gestaltet wurde...