Evangelium: Johannes 14, 23-29

Predigt für Sonntag, den 16. Mai 2004

im Temple von Lagorce
Lesungen:     Acta 15, 1-5 - 22-35; Offenbarung 21,9-14.21-27
Evangelium: Johannes 14, 23-29
Lieder:     Arc-en-CieI631, 1-2-3/ 506,1-2-4/607,1-2-3
Spontane Antwortverse:     118, 11 428,4/ 475,2/81, 8/862/875/883/138,2

Die erste heutige Lesung erinnert uns an das "Apostelkonzil in Jerusalem". Ein wichtiger Augenblick für die werdende Kirche. Seit die Türen des Gottesvolkes für Nichtjuden weit geöffnet waren, mußte man sich der Frage stellen, wie mit den jüdischen Lebensvorschriften umzugehen wäre und welche Bedeutung diese Traditionen haben sollten für Menschen, die nicht in diesem Umfeld groß geworden waren. Hier entschied sich, daß die Gruppe der Jesusjünger nicht einfach nur eine jüdische Gruppierung unter vielen anderen blieb.

Hören wir aus Appstelgeschichte 15:

Einige kamen herab aus Judäa und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt nach der Ordnung des Mose, könnt ihr nicht gerettet werden. Als nun Zwietracht entstand, und Paulus und Barnabas einen nicht geringen Streit mit ihnen hatten, ordnete man an, daß Paulus und Barnabas und einige andre von ihnen nach Jerusalem hinaufziehen sollten zu den Aposteln und Ältesten um dieser Frage willen.
Und sie wurden von der Gemeinde geleitet und zogen durch Phönizien und Samarien und erzählten von der Bekehrung der Heiden und machten damit allen Brüdern große Freude.
Als sie aber nach Jerusalem kamen, wurden sie empfangen von der Gemeinde und von den Aposteln und von den Ältesten. Und sie verkündeten, wieviel Gott durch sie getan hatte.
Da traten einige von der Partei der Pharisäer auf, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muß sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz des Mose zu halten.
Und die Apostel und Ältesten beschlossen samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, angesehene Männer unter den Brüdern. Und sie gaben ein Schreiben in ihre Hand, also lautend: Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder, wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden in Antiochia und Syrien und Zilizien.
Weil wir gehört haben, daß einige von den Unsern, denen wir doch nichts befohlen hatten, euch mit Lehren irre gemacht und eure Seelen verwirrt haben, so haben wir, einmütig versammelt, beschlossen, Männer auszuwählen und zu euch zu senden, mit unsern geliebten Brüdern Barnabas und Paulus, Männer, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus.
So haben wir Judas und Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe mitteilen werden.
Denn es gefällt dem heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen
als nur diese notwendigen Dinge: daß ihr euch enthaltet vom Götzenopferfleisch und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!
Als man sie hatte gehen lassen, kamen sie nach Antiochia und versammelten die Gemeinde und übergaben den Brief. Als sie ihn lasen, wurden sie über den Zuspruch froh.
Judas aber und Silas, die selbst Propheten waren, ermahnten die Brüder mit vielen Reden und stärkten sie.
Und als sie eine Zeitlang dort verweilt hatten, ließen die Brüder sie mit Frieden gehen zu denen, die sie gesandt hatten. Paulus und Barnabas aber blieben in Antiochia, lehrten und predigten mit vielen andern das Wort des Herrn.

Die zweite Lesung spricht hoch symbolisch von der Stadt Gottes, dem himmlischen Jerusalem. Sie macht deutlich, daß den Zugang zur neuer Schöpfung Gottes das Gottesvolk eröffnet. Die Kinder Abrahams bilden den Eingang - ihr Fundament sind die Jünger Jesu. Hören wir aus Offenbarung 21 die Verse 9-14 und 21-27.
Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen mit den letzten sieben Plagen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Frau zeigen, die Braut des Lammes.
Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem hernieder kommen aus dem Himmel von Gott. Die hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall. Sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore, und auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten: Von Osten drei Tore, von norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und der Marktplatz war aus reinem Gold, wie durchscheinendes Glas. Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.
Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht, und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie hineinbringen. Und nichts Unreines wird hineinkommen, und keiner, der Greuel tut und Lüge, sondern allein, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes.

Auch das Evangelium zum heutigen Sonntag spricht von der Kirche - auf überraschende Weise allerdings. Wir erfahren von einem Augenblick kurz vor seiner Verhaftung, in dem Jesus seine Jünger darauf hinweist, daß er bald nicht mehr da sein wird. Ein Jünger fragt ihn, warum Jesus während seines öffentlichen Wirkens immer darauf geachtet hat, sich möglichst wenig an die großen Massen zu wenden. Warum hat er sich nicht die Möglichkeiten der Propaganda zu nutze gemacht? Warum hat er es abgelehnt, das zu gebrauchen, was wir heute die Massenmedien nennen würden? Auf diese Frage antwortet Jesus in Johannes 14, 23 bis 31 :
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.
Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.
Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.
Und jetzt habe ich's euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es nun geschehen wird. Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt. Er hat keine Macht über mich;
aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat.
Steht auf und laßt uns von hier weggehen.

Liebe Freunde,
manchmal staune ich über Wendungen und Sprachbilder, derer sich die französische Sprache bedient - und sie entsprechen genau dem deutschen Sprachgebrauch. Das ist beispielsweise so mit dem Wörtchen "glauben". In beiden Sprachen meint, wer "ich glaube" sagt, gewöhnlich "ich weiß nicht genau", "ich vermute mal", "ich stelle mir vor". Was "ich glaube", ist eher ungewiß, ist keine sichere Sache. Ich glaubs halt nur. . . Sogar dann, wenn ausdrücklich vom Glauben die Rede ist, geht es eigentlich fast immer nur um "heiße Luft": um persönliche Überzeugungen, um Standpunkte - und viel zu selten um Gottes Wort (das ja immerhin, den Reformatoren zufolge, die Grundlage unseres Glaubens ist)...
Und nun spricht Jesus im Evangelium zum heutigen Sonntag vom Glauben - ohne daß das Wort auch nur vorkommt. Bereits das ist von außerordentlicher Bedeutung. Ich bin davon überzeugt, daß wir heute genauso dazu aufgerufen sind, vom Glauben zu reden, unseren Glauben zu bezeugen - und zwar in Zusammenhängen, wo es nicht angeht, sich auf ein frommes Vokabular zurückzuziehen.
Es ist ja heute (übrigens genau gleich wie zur Zeit Jesu!) so, daß viele fromme Wörter ihren Sinn verloren haben. Sie sind genau wie unsere wertlos gewordenen alten nationalen Banknoten. Vielleicht hast Du noch welche irgendwo in einer Schublade liegen. Erinnerungsstücke, die aber keinen Verkehrswert mehr haben. . . Viele Begriffe aus der Welt des Glaubens sind heute total von ihrem ursprünglichen Gehalt weg "verrückt". Dabei ist keineswegs auszuschließen, daß die Kirche selber die Schuld an dieser Tatsache trägt, weil sie nicht acht darauf hatte, diese kostbaren Worte auf keinen Fall unter ihrem Wert zu verschleudern...
Nun sagt Jesus Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten.
Jesus spricht vom Glauben mit Worten der Liebe. Das heißt, christlicher Glaube hat nichts mit einem "Für wahr Halten" von irgendwelchen religiösen Weisheiten zu tun, die man vielleicht in der Jugend mal eingeflößt bekam, oder mit dem unklaren Gefühl, daß da überm Sternenzelt irgendwo "ein guter Vater" sein Wesen treiben muß...
Wenn jemand liebt, also wirklich in einer tiefen und echten Liebesbeziehung unterwegs ist, dann ist das ja auch nicht bloß irgendein ungewisses Gefühl. Dann wird das nichts Oberflächliches sein, dann wird diese Person alles dransetzen, diese Liebe konkret werden zu lassen. Er wird sie sich ganz sicher nicht erst für irgendwann später mal aufsparen wollen...
Und Glaube, sagt Jesus, "funktioniert" genau gleich. Glaube ist vor allem anderen Beziehung. Eine Liebes-Beziehung. Damit ist aber Glaube - genau wie die Liebe, vor allem ein Geschenk. Und zwar in doppelter Hinsicht:
Der Glaube ist "gratis". Du kannst ihn (sowenig wie die Liebe) nirgends kaufen, du kannst ihn Dir nicht verdienen. Du kannst ihn Dir nur schenken lassen. Mit einem offenen Herzen. So wie Kinder fähig sind, sich etwas schenken zu lassen. Kinder können ihre Hände auftun und empfangen. Und sie können ihr Herz auftun. Sie können sich auf tief bewegende Weise einfach lieb haben lassen...
Und dann ist Glaube nur dann wirklich Glaube, der den Namen verdient, wenn ich ihn - wie ein Geschenk, das mir gemacht wird - wirklich annehme und mir zu eigen mache. Christlicher Glaube kann nur dann "funktionieren", wenn ich mich voll in ihn hinein gebe. Dann allerdings wird unser Glaube auch "Früchte haben", er wird ausstrahlen können auf die Menschen, die unsere Weggenossen sind - durch die ganz handfeste Lebenspraxis, die aus ihm wächst.
Ich war Gymnasiast, als meine Mutter mal herausbekam, daß ich unsterblich verliebt war. Woran sie das gemerkt hat? Richtig: Sie war total überrascht darüber, daß ich völlig ohne Aufforderung oder die sonst üblichen vielfachen Mahnungen zu einer spontanen, kleinen Handreichung im Haushalt bereit gewesen war...
Die Liebe und der Glaube haben wirklich sehr viel miteinander gemeinsam. Wir haben gerade schon gesehen, daß beide wesentlich Beziehung sind. Das bedeutet aber auch, daß sie die Türen zu neuen Beziehungen öffnen. es geht also nicht nur um die Zweisamkeit mit meinem Partner, bzw. um die innere Verbundenheit mit Gott. Die Liebe und der Glaube öffnen immer auch oft unerwartete Türen zu Menschen, die in der selben Richtung unterwegs sind wie wir. Die Liebe, die mein ruhig dahinplätscherndes Leben in dynamisches Strudeln gebracht hat, der Glaube, der mich für Lebenstiefen empfindsam macht, die mir vorher unbekannt waren, führen dazu, daß mir eine Wirklichkeit menschlicher Nähe und Verbundenheit zu Bewußtsein kommt, die mir bislang gleichgültig war. Ich entdecke, was es heißt, daß Gott "unser Vater" ist: er verbindet mich mit Menschen, die in Wahrheit meine Geschwister sind - und ich hab es nicht einmal geahnt...
Die Liebe wird es schaffen, daß sich mein Lebenshorizont für Dinge und für Menschen öffnet, die meinem Partner wichtig sind. Ich entdecke sein Leben, seine Kultur, seine Interessen... Und die Verbundenheit mit Christus wird mich immer wieder das erleben lassen, was ich gerne "Kon-Zentration" zu nennen pflege: Indem ich mich auf Christus, das Zentrum des Lebens zu bewege, finde ich mich plötzlich Schulter an Schulter mit Menschen, die auch auf ihn hin unterwegs sind!
Wir müssen uns also nicht sehr wundern, wenn es im Umfeld vom Glauben und von der Liebe sehr viel Wörter gibt, die in beiden Bereichen "stimmen"...
So kann es sogar passieren, daß aus dem Glauben ganz menschliche Liebe wächst. Ich treffe Menschen und gewinne sie lieb - einfach darum, weil Gott sie lieb hat, weil sie ihm unendlich wichtig und kostbar sind! Übrigens ist das ein wichtiger Grund, warum man christlichen Glauben nicht einfach "für sich" praktizieren kann. Da braucht man die Kirche für! Mein christlicher Glaube wird mich unweigerlich dazu bringen, die Nähe derer zu suchen, die - wie ich - unterwegs sind, um die Liebe zu Christus konkret werden zu lassen, der sie liebt...
Kein christlicher Glaube also ohne die Kirche. Das stimmt bereits für die "Ursprünge": Wer unter uns hätte auch nur von der Auferstehung erfahren - ohne die Vermittlung derer, die in der Offenbarung "die Wolke der Zeugen" genannt werden? Während bald 2000 Jahren hat die Kirche die Botschaft vom Heil Christi weitergetragen. Ein Zeugnis, das wirksam geblieben ist - und das trotz all der gewaltigen Irrtümer und Abscheulichkeiten, die sich die Kirche ja leider auch hat zuschulden kommen lassen, trotz so vieler Schuld und Sünde, die heute noch auf Einzelnen und auf ganzen Kirchen lasten...
Wer von uns könnte auch nur seine Bibel aufschlagen - wenn die nicht bewahrt und geliebt, übersetzt und weitergereicht worden wäre von der Kirche, die in vielfacher Hinsicht Ort des Zeugnisses ist. So kann es gar nicht anders sein: Christlicher Glaube führt unausweichlich dazu, auch die Kirche lieb zu haben.
"Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten"...
Jesus meditiert nicht "rein geistlich" über die Frage des Glaubens. er zeigt ganz schlicht: Es gibt eine enge Beziehung, eine unauflösliche Verbindung zwischen dem Hören auf das WORT und dem Glauben, zwischen biblischer Lehre und der existentiellen Beziehung zu Gott. Das eine kann vom anderen nicht getrennt werden. Ein Glaube ohne intellektuelle Vertiefung ist ebenso undenkbar wie eine religiöse Unterweisung, die sich nicht auf eine sehr konkrete Lebenswirklichkeit stützt, auf persönliches Vertrauen, auf ein inneres und äußeres Engagement.
Wer sich auf eine solche konkrete Christusbeziehung einläßt, der entspricht einem Bild, das ich kürzlich gesehen habe. Nein, für einmal wars kein Kunstwerk, ganz im Gegenteil: Ich mußte eine zerdepperte Fensterscheibe ersetzen, und, ungeschickt wie ich bin, ließ ich die Schachtel mit den tausend kleinen Glaserecken fallen, mit denen das Glas am Rahmen befestigt wird. Statt nun die Dinger einzeln aufzuklauben, nahm ich einen Magneten zu Hilfe - und hatte das Bild vor mir, das ich meine: Das Magnetfeld brachte die Glaserecken zum Tanzen. Sie ordneten sich, indem sie sich zwischen den beiden Polen (man könnte sagen: zwischen der persönlichen Gottesbeziehung und dem Hören auf das Wort) untereinander zu konzentrischen Kreisen verbanden. In der Tat: Wer glaubt, der wirds den Glaserecken nachmachen. Sein Leben wird sich ordnen und ausrichten. Er wird in Verbundenheit mit anderen "Dreiecken" geraten, die sich im selben Kräftefeld befinden...
Klar. Wer glaubt, wird nach Gottes Wort fragen, und er wird sich von Wörtern, die ihn treffen, in Bewegung bringen lassen. Von Wörtern, die über Jahrhunderte hin weitergegeben worden sind - und wenn sie Dir begegnen, wirst Du erleben, daß sie einzig für Dich gesprochen worden sind. So werden Menschenwörter Gotteswort, dasjenige Wort, das ganz besonders Dir gilt und Dich meint. Und Du wirst in der Folge gar nicht anders können, als Deine Erfahrung mit denen zu teilen, die mit Dir unterwegs sind.
Jesus sagt: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten;
und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
So "funktioniert" christlicher Glaube. Wenn ich einmal begriffen habe, was es bedeutet, daß Gottes Gnade mich umgibt, dann werden mir täglich neu Zeichen seiner Gnade begegnen. Und ich werde immer intensiver leben, immer klarer, immer gewisser, immer echter.
Laß mich die Tür finden, die mich zur Gemeinschaft mit dem Auferstandenen führt und mit seiner Kirche, und ich werde immer konkreter erfahren, was Gottes Liebe ist. Und ich werde diese Liebe in meinem Alltag wahrnehmen, wiederfinden.
Damit ist auch klar, warum das Evangelium keine "Massenware" ist, die sich an die Massen wendet. Es ist, genau wie die Liebe, ein lebendiges Band zwischen Herz und Herz, zwischen Gott und Dir. Natürlich bildet dieses Band - mit allen anderen zusammen - ein gewaltiges Netzwerk, das den Erdball umspannt. Wir können entdecken, daß wir lebendige Glieder an einem "Leib", in einem Organismus sind, der die Erdkugel umgibt und "Leib Christi" heißt. Dieser Leib wird von Christus "dirigiert", der "das Haupt" ist. Bewegt von der Kraft des Auferstandenen, werden wir seinen Willen verwirklichen, in der Liebe, in der Gerechtigkeit, im Frieden. Wir werden durch seine Gegenwart geprägt und verwandelt. Das "Nervensystem" dieses Leibes, das ist der "Paraklet", der Heilige Geist, von dem Jesus spricht und der uns verliehen ist, damit wir nicht müde werden, damit wir immer wieder neu auf diejenigen Wege geraten, auf denen er uns nahe kommt. Denn er ist unter uns am Werk, der Auferstandene, durch seinen Heiligen Geist. Er schafft unentwegt Neues und ermöglicht immer wieder neue Begegnungen - und eröffnet neue Horizonte. Amen.

Wir danken dir, himmlischer Vater Tür die unerschöpfliche Quelle deiner Liebe.
Du schenkst sie uns in grenzenloser Fülle.
Darum bitten wir Dich: Öffne unser aller Herzen und Sinne,
damit niemand eingeschlossen bleibt in sich selber
dieser Lebenskraft gegenüber, die aus deinem Herzen kommt.
Laß uns entdecken, wie du uns nachgehst, wie du uns suchst.
Du kommst uns entgegen, um das Band des Glaubens zu stärken, das uns mit dir eint.
Wir bitten dich auch, denen nahe zu kommen, die den Weg mit dir verloren haben.
Denen, die allzu stolz und selbstsicher sind, um dich nötig zu haben,
aber auch denen, die sich in Zweifel und Unsicherheit verloren haben,
in Müdigkeit und Resignation - und wir wissen, daß wir alle in dieser Gefahr sind...
Wir bitten dich um deine väterliche Fürsorge für alle, die sich verlassen fühlen
und für die, die verlassen sind. Denke an die Menschen die leiden, die trauern,
die kein Zuhause haben, keinen rechten Platz in der Welt...
Du bist Liebe, Herr. darum bitten wir dich um deine Gegenwart überall dort,
wo die Liebe abhanden gekommen ist, wo Gleichgültigkeit herrschen und Unverständnis,
Wo Mißverständnisse und Zerwürfnisse an der Tagesordnung sind.
Nur dank deiner Gegenwart kann das Licht der neuen Schöpfung aufscheinen.
Und nur in der Liebe erleben wir jetzt schon dein kommendes Reich.